Freundschaft oder nicht Freundschaft, das ist hier die Frage :-)

georginagibson

Da sitze ich nun also und schreibe einen etwas längeren Artikel. Endlich wieder. Endlich wieder auf wordpress. :-)

Draußen im Garten,  im Oberteil der Sandmuschel meiner Kleinen, wuseln sich hoffentlich die letzten Kaulquappen aus den Algenmatten, die ich gestern aus meinem Teich fischen musste. Etwa hundert von den Kleinen konnte ich retten. Jetzt gilt es, noch die zu erwischen, die glaubten, sich vor mir in den grünen Schlickfetzen verstecken zu müssen. Ich möchte am liebsten alle erwischen, ehe ich die Schlickmatten auf den Komposter werfe. Das wird mühselig, ich weiß. Aber ihre kleinen Leben sind mir nun einmal kostbar und jedenfalls möchte nicht ich derjenige sein, der sie vernichtet. Bald werden sie anfangen, Füßchen zu bilden, um dann als winzige Krötchen durch mein Gras zu hüpfen und mir damit das Rasenmähen zu verwehren. Irgendwann sind sie dann wieder weg, die eine oder andere Kröte aber verweilt und ich finde sie irgendwo unter einem Blumentopf oder hinter einer Hecke wieder.

Von draußen dringt die Musik einer Gitarre zu mir ins Zimmer; der griechische Nachbar spielt wieder … Im Garten kann ich leider nicht schreiben, weil es mal regnet, dann wieder nicht, hin- und her und da mag ich meinen Laptop nicht herumschleppen. Er ist mir dafür zu heilig. Während der Untersuchungshaft (=Corona) ging er – scheinbar – kaputt, nur, um später, hinterlistig, sobald ich seinen Nachfolger konfiguriert hatte, plötzlich wieder zu funktionieren. Da ich ihn lieb gewonnen habe, wie alle meine Geräte, arbeite ich nun doppelt und dreifach gerne auf ihm. Der Neue muss warten …

Heute möchte ich über die Freundschaft schreiben. Und über ihr Fehlen oder Unvollständig-sein.

Wie genau funktioniert eine intakte Freundschaft?

Nun, sie ist ein Geben und Nehmen. Und ein Umeinanderkümmern. Einander kontaktieren, einander treffen, am Leben des Anderen interessiert sein.

Und dann gibt es Freundschaften, wo nur der Eine kontaktiert. Wo nur der Eine den Anderen sehen möchte. Der Eine sich Gedanken macht, wie man zu einem Treffen kommen könnte, während der Andere schlaff, teilnahmslos oder ausweichend abweisend reagiert, sich aber dennoch als Freund betrachtet und ganz verwundert tut, wenn man ihm mangelnde Liebe vorwirft.

Ich nenne das unvollständige Freundschaft. Auch ich kenne unvollständige Freundschaften, das gebe ich ehrlich zu. Das sind Freundschaften mit Menschen, die ich zwar sehr gern habe, die es aber nicht in die innerste Herzkammer geschafft haben, wo diejenigen leben, die ich ständig irgendwie bei mir trage. Diese Freunde fallen mir immer erst ein, wenn sie vor mir stehen oder unsere Freundschaft einfordern.

Dann allerdings reagiere ich. Ich habe dann schlechtes Gewissen, weil ich mich so lange nicht meldete, treffe mich so rasch wie möglich mit demjenigen und stelle hocherfreut fest, dass ich diesen Menschen eigentlich ganz, ganz viel mag. Was folgt sind dann mehrere Treffen hintereinander, bis ich wieder in den alten Trott zurückfalle. Nur, dass ich niemals behaupten würde, diese Menschen besonders und aufrichtig zu lieben, denn das wäre gelogen.

Und dann gibt es Menschen, die ich so sehr ins Herz geschlossen habe, dass ich leide, wenn ich sie nicht sehen, keinen Kontakt mit ihnen herstellen kann und nicht weiß, wie es ihnen geht … und die leider ungerührt von meinem Schmerz, zwar so tun und auch sagen, dass ich ihnen wichtig wäre, deren teilnahmsloses Verhalten aber deutlich zeigt, dass ich nicht wirklich in ihren Herzen wohne.

Gestern nun fragte ich mich, wieso ich eigentlich keine Umschlichtung vornehme und mich mehr den Freunden widme, die sich nach mir sehnen und wieso ich sie nicht näher in mein Herz hole, und dafür die Anderen endlich in die Randbezirke verbanne, wo sie hingehören und wo sie den Unterschied mangels Interesse ohnedies nicht mal bemerken würden.

Vielleicht geht der Schmerz ja dann weg?

Wer frei von Schuld ist, der werfe den ersten Stein, ich weiß, ich weiß und ich habe auch eine bestimmte Freundin im Sinn, die ich seit Jahren gröblich vernachlässige und ich weiß nicht mal warum, denn ich liebe sie und habe jedesmal ganz fürchterlich viel Spass mit ihr, wenn wir was zusammen unternehmen.

Männer sind übrigens von diesen Überlegungen ausgeschlossen, denn für sie gilt ein anderer „Schlüssel“. Da es richtige Freundschaften zwischen Mann und Frau nur –  a) mit schwulen Männern (ich hatte mal eine mit einem Vogelzüchter) oder  b) wenn man schon mal ne Beziehung mit einem Mann hatte und weiß, dass die Freundschaft mit dem Sex nicht besser wurde  – gibt, müsste ich darüber gesondert schreiben. Aber das Mann Frau Thema habe ich eh schon in den letzten Jahren überstrapaziert, das muss jetzt hier nicht sein. :-)

Für mich als zwei Drittel Christin (das letzte Drittel ist Hinduismus mit Bhakti) stellt sich nun die Frage:

Lässt man solch unvollständige Freundschaften einfach los und kümmert sich gar nicht mehr um sie? Oder kümmert man sich weiter, drängt weiter, fragt weiter und ist vielleicht auf diese Weise bloß nur noch lästig? Es ist ja auch Charaktersache, wie man das Flehen um ein Treffen empfindet. Nicht jeder bekommt schlechtes Gewissen wie ich. In Sachen Menschlichkeit und Ethik hatte ja schließlich nicht jeder Menschen zur Seite, wie ich in der Person meines Vaters, der mich streng nach dem Prinzip formte: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem Andren zu.“

Und so sitze ich da, gestern frustriert und enttäuscht, heute nur noch ein wenig ratlos und nach Lösungen suchend und überdeutlich die eigene Unfähigkeit fühlend, in Herzensdingen einfach mit der Logik drüberfahren zu können, wie es ja wünschenswert und praktisch wäre.

Zum Glück ist mein Leben voll der lieben Menschen, Familie, Tiere, Garten, Zucht und Autorenleben, dass ich – wenn ich es will – den Mangel nicht zu spüren BRÄUCHTE.

Doch auch in dem Punkt bin ich (leider) eine Sonderausgabe des lieben Gottes geworden. :-) Ich kann und mag nicht verdrängen. Möchte alles so lange durchleben, bis es sich auflöst, endgültig verschwindet, nichts mehr bedeutet und auch nicht mehr weh tut.

Wenn’s bei Liebesbeziehungen geht (an meinen letzten Partner denke ich höchstens nur noch einmal jede zweite Woche und wenn, dann ohne jegliches Gefühl: weder Frust, noch Gram, noch Wut, noch Zorn. Er ist mir einfach nur egal geworden. Vielleicht lässt sich dasselbe Ergebnis ja auch mit unvollständigen Freundschaften erreichen?

Dies fragt sich, eure in wordpress wieder auferstandene

Avienne

crancrazy55

 

 

 

 

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